Die zwei Projekte StadtWildTiere und Wilde Nachbarn arbeiten mit den Methoden von Citizen Science. Citizen Science (zu deutsch Bürgerwissenschaften) bezeichnet eine Form der Wissenschaft, bei welcher Projekte unter Mithilfe von interessierten Amateurinnen und Amateuren durchgeführt werden. Citizen Science - Wissenschaft für alle Das Spezielle an Citizen Science ist, dass nicht nur ausgebildete Wissenschaftler, sondern auch Laien an Forschungsprojekten mitarbeiten können. Den Bürgern und Bürgerinnen wird so die Möglichkeit geboten, aktiv an der Wissenschaft teilzuhaben, durch ihre Mitarbeit etwas zu lernen und daran Spaß zu haben. Im Gegenzug ermöglichen sie den Projekten eine breite und umfangreiche Daten-Erhebung. So können Länder oder sogar Kontinenten umgreifende Projekte realisiert werden, die sonst rein Ressourcen technisch nicht zu bewältigen wären. Riesige Datenmengen können so viel schneller analysiert oder alte Logbücher digitalisiert werden. Citizen Science dank Internet und Social Media Das Aufleben dieser Citizen Science-Projekte ist zum größten Teil den modernen, technischen Möglichkeiten und Social Media zu verdanken. So erlauben es das Internet und Smartphones, eine breite Bevölkerung zu erreichen, zu mobilisieren und mit ihr zu kommunizieren. Die Teilnahme an den meisten Projekten ist für die Teilnehmer möglichst einfach gemacht. Nach einem kurzen Tutorial oder dem Download der App kann man loslegen. © Erin Boyle / gardenista.com Wissenschaftsbereiche von Citizen Science Das Spektrum der Projekte, an denen man sich beteiligen kann, ist extrem breit. Fast alle wissenschaftlichen Disziplinen sind vertreten, von der Raumfahrt, über die Humanwissenschaften bis zur Laborforschung in der Chemie. Die Aufgaben der Bürgerwissenschaftler sind dabei ebenso vielfältig wie die Disziplinen in denen sie angewandt werden. Citizen Science auf dem Vormarsch Besonders auffallend ist, wie prominent dieser Trend in Nordamerika ist. Das Angebot an nordamerikanischen Projekten übersteigt das Europäische um ein Vielfaches. Zu diesem Trend tragen u.a. attraktive Internetplattformen bei, welche Bürgerwissenschaftsprojekte aus allen Disziplinen vorstellen und die Freiwilligen aktiv zur Mitarbeit motivieren. Neue Projekte erreichen auf diesem Weg schnell eine große Zahl potentiell Interessierter. Beispiele von Plattformen sind die Schweizer Plattform "Schweiz-forscht" (schweizforscht.ch) oder die deutsche Plattform "Bürger schaffen Wissen" (www.buergerschaffenwissen.de). © Jennifer Sengupta / nationalgeographic.com Risiken bei Citizen Science Citizen Science Projekte sind auf der ganzen Welt auf dem Vormarsch. Nicht alle Themen und Fragestellungen eignen sich jedoch für Bürgerwissenschaften, z.B., wenn komplizierte Forschungstechniken angewendet werden, die Arbeit sehr anstrengend oder langwierig ist, oder eine Identifikation von Lebewesen Spezialkenntnisse voraussetzen. Zudem können Freiwillige, welche z.B. kein angemessenes Training erhalten haben, eine Verzerrung der Daten verursachen. Um dieser Verzerrung der Daten entgegen zu wirken, gibt es allerdings verschiedene Möglichkeiten, die Datenungenauigkeit einzugrenzen. Solider wissenschaftlicher Forschungsplan als Voraussetzung Wichtig für jedes erfolgreiche Citizen Science-Projekt ist - wie bei jedem wissenschaftlichen Projekt - eine sorgfältige, wissenschaftlich solide durchdachte Planung und Konzipierung. Die Projektleitung muss zudem die Durchführung des Projekts laufend begleiten und mit allen Mitwirkenden in Kontakt stehen. Das interaktive Element der Projekte ist bei dieser Forschungsmethode sehr wichtig. Auch bei der Datenanalyse und der Diskussion der Resultate ist wissenschaftliches Knowhow Voraussetzung. Die Chancen einer breiten Partizipation Trotz aller Risiken überwiegen für die Mehrheit der Projekte die Vorteile. Ob von zu Hause aus am Computer, im eigenen Garten oder von unterwegs, jede Person kann sich einbringen. Zudem wäre oft die Datenaufnahme im konventionellen Rahmen nicht möglich, etwa im Stadtgebiet, wo die üblichen Aufnahme-Methoden bei Säugetieren zu aufwändig wären. Erst die Teilnahme von vielen Freiwilligen, wie im Projekt StadtWildTiere, ermöglichen eine flächendeckende Sammlung von Beobachtungen. Ein positiver Nebeneffekt der Teilnahme an einem Bürgerwissenschaftsprojekt ist ein tieferes Bewusstsein über die Natur und Umwelt, in der wir leben. Aber aufgepasst, die Teilnahme birgt ein gewisses Suchtpotenzial in sich! Citizen Science in Österreich Die folgenden Informationen werden mit freundlicher Genehmigung von citizen-science.at zur Verfügung gestellt. Das älteste in Österreich durchgehend laufende Projekt ist unseres Wissens das Phänologie Projekt der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien. Generell kann man davon ausgehen, dass auch in Österreich viele Citizen Science Projekte durchgeführt wurden und werden, diese jedoch anders betitelt sind. Pseudonyme für Citizen Science Projekte in Österreich sind unter anderem Bürgerwissenschaften, Freiwilligenforschung, Volkszählungen oder Laienwissenschaften. Seit 2012 ist es das Ziel der Arbeitsgruppe für Citizen Science an der Universität für Bodenkultur Wien, die Citizen Science Akteure in Österreich zu finden und zu vernetzen. Seit 2014 ist die Plattform www.citizen-science.at online. Auf dieser Website treten sieben Institutionen gemeinsam auf und arbeiten intensiv zusammen. Zum Anlass der ersten Österreichischen Citizen Science Konferenz 2015wurde die Onlineplattform komplett neu überarbeitet, um dem Technik- und Designanspruch der Gegenwart gerecht zu werden. Auf citizen-science.at finden Sie alle der Plattform bekannten Citizen Science Projekte in Österreich. Sie werden zum Thema Citizen Science in Österreich und der Welt auf dem neuesten Stand gehalten. Zusätzlich finden Sie die Plattform auf Facebookund Twitter. Sollten Sie ein Citizen Science Projekt in Österreich kennen, welches noch nicht auf dieser Plattform gelistet ist, wenden Sie sich bitte an die Plattform! Diese ist für alle Fachbereiche offen und nimmt gerne mit den zuständigen Projektleitern Kontakt auf.